Die Querflöte ist eines der ältesten Musikinstrumente und war einst im europäischen Raum sehr verbreitet und beliebt. Gegen Ende des 12. Jahrhunderts in Deutschland zum ersten Male nachweisbar, bleibt sie in ihrer einfachen Form fast ein halbes Jahrtausend unverändert im Gebrauch.
Die leichte Herstellungsweise und die Bequemlichkeit - das „Pfeiferl“ passt in jeden Hosen- oder Rocksack - machte das Instrument zum beliebtesten der Hirten- und Wanderburschen.
Der Ton der Seitlpfeife oder auch Schwegel genannt, ist durchdringend und daher für die Melodienführung bei der Tanzmusik in alter, kleiner Besetzung und bei der Marschmusik hervorragend geeignet.
Bei den Landsknechtheeren des Mittelalters entstand mit der Seitlpfeife und den großen langen Landsknecht-Trommeln die Marschmusik. Diese Musik blieb bis weit in die Neuzeit die Musik der Soldaten, die sie bis auf das Schlachtfeld und bis in den Tod begleitete, zugleich aber auch in den Stunden davor ihre Lebenslust aufschäumen ließ oder in stiller Melancholie der fernen Heimat gedenken. Denn all das läßt sich aus diesem einfachen Instrument herausholen: Marsch, Landler, Steirer, Lieder und Jodler.
Doch als dann die ersten großen Weltkriege begannen, war für die kleine Seitlpfeife kein Platz mehr. Jedes Regiment hatte seine „Militärmusikkapelle“ und das „Pfeiferl“ geriet in Vergessenheit.
Nicht ganz, es gab bald besonders in unseren Alpenländern, verschiedene Traditionsvereine, und als diese nach einer standesgemäßen Musik suchten, kamen sie zwangsläufig auf jene alten Instrumente, die ihre Vorfahren durch ein halbes Jahrtausend begleitet hatten: Trommeln und Pfeifen.
Bürgerwehren, Standschützen, Pranger- und Armbrustschützen griffen auf diese Instrumente bei ihren Veranstaltungen zurück. Aber es gab sie kaum zu kaufen, es gab auch keine gedruckten Noten, und die wenigen Alten, die sie noch spielten, hatten keine Schüler. Längst waren andere Instrumente modern geworden, die attraktiver waren und mehr „hergaben“.
In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen, begann die Renaissance der Seitlpfeife. Im Ausseerland sah ein Mann die Gefahr, dass mit den letzten alten Musikanten, zu denen auch er gehörte, die Seitlpfeife aussterben würde. Leopold Khals hieß der aus Ischl stammende Bergmeister bei der Ausseer Saline, der mit einigen Kameraden seinen wohlüberlegten Plan besprach: Jeder sollte nach Leuten suchen, die das „Hölz’l“ noch spielen konnten und sie zu einer Zusammenkunft einladen.
Es war also der 15. August 1925, als der erste Pfeifertag auf der Blaa-Alm im „Ausseerischen“ abgehalten wurde. Aus den drei Teilen des Salzkammergutes, Oberösterreich, Salzburg und Steiermark treffen sich nun alljährlich die Seitlpfeifer, Trommler und Maultrommler (ein ebenso fast ausgestorbenes Volksinstrument) jeweils am Maria Himmelfahrtstag an einem im Vorjahr beschlossenen, abgelegenen Ort irgendwo in der Nähe der Dreiländergrenze.
Jahr um Jahr ging es ohne Unterbrechung weiter - bis zum vorläufig letzten Mal im August 1938. 1939 bis 1945 - es war wieder Krieg und niemand hatte Grund, besonders fröhlich zu sein - klafft die bisher einzige Lücke. Aber schon 1946, von Ischl ausgehend, begannen die Pfeifertage wieder: auf der Hoisenrad-Alm und das Jahr darauf beim heutigen Gashaus „Zum Salzberg“ in Perneck.
Längst war der Schöpfer des Pfeifertages, der alte Khals, gestorben. 1964 übernahm der Ischler Alois Blamberger das Erbe des sogenannten „Pfeifervaters“. Khals, der ebenfalls bis zu seinem Lebensende 1989 unermüdlich mit der Seitlpfeife als Streiter für die echte Volksmusik nicht nur diese predigte, sondern sie auch selbst an viele Jüngere weitergab.
1989 erließen die neuen Organisatoren der Pfeifertage, die Ausseer Brüder Simentschitsch (der „Blå Lois“ hatte sie selbst als seine Nachfolger bestimmt) die Vorgabe, dass der Pfeifertag von früh bis mittags allein den Pfeifern gehöre und ab Mittag aber alle Gäste musizieren können. Es hatte sich nämlich in den letzten Jahren eingebürgert, dass dieser traditionelle Pfeifertag für ein großes Musikantentreffen vereinnahmt wurde.
So bleibt zu hoffen, dass die alte ursprüngliche Volksmusik in Ihrer unverfälschten Form auch weiterhin
erhalten bleibt und auch kommenden Generationen schöne und besinnliche Stunden bereitet.